Organisation & Kommunikation

Baustellen auf der Suche nach Führungskräften: 7 wirkungsvolle Tipps, um qualifizierte Kandidaten für sich zu begeistern

Text: Kaita Ronn | Foto (Header): © sirisakboakaew – stock.adobe.com

Die Preise steigen immer weiter und die Auftragslage wird immer dünner: Umso wichtiger ist es jetzt, dass auf dem Bau alles glattläuft. Doch der Fachkräftemangel macht vielen einen Strich durch die Rechnung. Nicht nur Maurer und Zimmermänner fehlen massenweise, sondern auch Bauleiter und klassische Managementrollen. Im folgenden Ratgeber präsentiert eine Personalberaterin 7 praxiserprobte Empfehlungen, die Bauunternehmen und Architekturbüros als wegweisende Orientierung dienen können, um potenzielle Führungskräfte erfolgreich an sich zu binden.

Auszug aus:

Informationsdienst Bauleitung
Ausgabe Dezember 2023
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Die Baubranche zählt in Deutschland nicht nur zu den entscheidenden Wirtschaftszweigen, sondern hat auch erheblichen Einfluss auf die infrastrukturelle Entwicklung des Landes. Sowohl Bauunternehmen als auch Architekturbüros erbringen dabei unverzichtbare Dienstleistungen in der Planung und Ausführung von Projekten. Diese Beiträge bilden eine wesentliche Grundlage für das Niveau des wirtschaftlichen Wohlstands in Deutschland. Im Gegensatz zu vielen anderen Industriezweigen ist in der Baubranche zudem seit Jahren ein stabiles Wachstum zu verzeichnen – eine Entwicklung, welche die Relevanz dieses Sektors weiter erhöht. Gleichzeitig wird jedoch eine zunehmende Knappheit an qualifiziertem Personal immer deutlicher.

Diese personelle Engpasslage stellt nicht nur für viele Bauunternehmen, sondern auch für zahlreiche Architekturbüros, eine komplexe Aufgabe dar. Gerade angesichts des steigenden Arbeitsaufkommens und der hohen Auftragslage besteht ein akuter Bedarf an organisatorisch versierten Mitarbeitern, spezialisierten Fachkräften und Führungspersonal. Trotz intensiver Anstrengungen im Bereich der Personalakquise und der Fortbildung bestehender Belegschaft bleibt die erfolgreiche Besetzung dieser Schlüsselpositionen oft eine Herausforderung.

Zweifellos gibt es eine Vielzahl von Einflussgrößen, die für diese Entwicklung verantwortlich sind. Eine zentrale Rolle dabei spielt die demografische Veränderung: Sie hat dazu geführt, dass das Durchschnittsalter der arbeitenden Bevölkerung in den letzten Jahren gestiegen ist. Infolgedessen nimmt die Verfügbarkeit von jüngerem Nachwuchs für Bauunternehmen und Architekturbüros ab. Darüber hinaus tragen auch die steigenden Anforderungen an Fachkenntnisse und spezialisierte Qualifikationen zur Verknappung von geeignetem Personal bei. Angesichts dieser multiplen Herausforderungen wird es für Bauunternehmen und Architekturbüros immer wichtiger, präventive Strategien auszuarbeiten. Diese sollten darauf abzielen, nicht nur die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern, sondern auch die Mitarbeiterbindung zu erhöhen und ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen.

 

Ursachen und Lösungen: Unbesetzte Schlüsselpositionen als größtes Sorgenkind auf Baustellen

In einer Zeit, in der das Arbeitskräftepotenzial stetig schrumpft, gewinnt die Bedeutung von Qualität und Effizienz im Baugewerbe zunehmend an Relevanz. Diese Faktoren sind unerlässlich, um die reibungslose Durchführung komplexer Bauprojekte sicherzustellen“, stellt Personalberaterin Kaita Ronn fest. Hierbei ist es essenziell, zu verstehen, dass der Mangel an Fachkräften nicht nur handwerkliche Bereiche wie das Maurer- oder Zimmererhandwerk betrifft: Er erstreckt sich ebenso auf Schlüsselpositionen in Management und Bauprojektleitung.

„Trotz der klaren Anzeichen dieses Trends wurde die Gewinnung qualifizierten Führungspersonals im Baugewerbe in der jüngsten Vergangenheit äußerst stiefmütterlich behandelt – eine Nachlässigkeit, die jetzt spürbare Konsequenzen zeigt“, fügt die Expertin für Personalberatung im Baubereich hinzu. Sie befasst sich täglich mit der komplexen Aufgabe, sowohl Fach- als auch Führungskräfte für Bauunternehmen und Architekturbüros zu akquirieren und hat infolgedessen ein umfassendes Verständnis für die Dringlichkeit ausgeklügelter Rekrutierungsstrategien entwickelt.

Tipp 1: Das eigene Unternehmen möglichst authentisch und überzeugend präsentieren

Eine Schlüsselstrategie zur Bewältigung des Fachkräftemangels in der Baubranche liegt in einer Unternehmensdarstellung, die sowohl authentisch als auch zielgruppengerecht ist. Unter Authentizität wird in diesem Kontext verstanden, dass Bauunternehmen und Architekturbüros ihre Unternehmenswerte und ihre Firmenkultur in einer transpa­renten und glaubwürdigen Weise kommunizieren sollten. Dies fördert nicht nur das Vertrauen, sondern signalisiert potenziellen Bewerbern zudem, dass es sich um einen engagierten und verlässlichen Arbeitgeber handelt. Hinzu kommt, dass die Vorstellung aktueller Projekte, anstehender Herausforderungen und bisheriger Erfolge ebenfalls zur Glaubwürdigkeit und Authentizität beiträgt.

Neben der Authentizität ist es unerlässlich, das Innovationspotenzial des Unternehmens klar zu betonen. Aspekte wie technologische Neuerungen, die Verpflichtung zu nachhaltigem Bauen und die Anwendung moderner Bauverfahren lassen Bauunternehmen und Architekturbüros als eine sich stetig weiterentwickelnde Einheit erscheinen.

Ebenso entscheidend ist die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Bewerber: Dazu zählt die klare Vermittlung der Unternehmensvision ebenso wie die Darstellung von Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und die Gelegenheit zur aktiven Mitgestaltung spannender Projekte.

Abhängig vom Standort könnten Bauunternehmen und Architekturbüros zusätzlich regionale Vorteile in den Vordergrund rücken, wie etwa Zuschüsse für den öffentlichen Nahverkehr, Zugang zu kulturellen Angeboten oder auch Hilfestellungen bei der Wohnungssuche.

Wird all dies in der Unternehmenskommunikation berücksichtigt, können Bauunternehmen und Architekturbüros erfolgreich eine ansprechende Arbeitgebermarke etablieren und so qualifizierte Fachkräfte für sich gewinnen. Durch die umfassende Darstellung der vielen Facetten, die die Arbeit in der Baubranche ausmachen, gelingt es, ein vollständiges und attraktives Bild des eigenen Unternehmens zu zeichnen.

 

Tipp 2: Effizienzsteigerung im Recruiting

Für die erfolgreiche Rekrutierung von Führungspersonal durch ein Bauunternehmen oder ein Architekturbüro sind sorgfältige Vorbereitung und eine durchdachte Rekrutierungsstrategie unverzichtbar. Hierbei kommt dem Networking sowie einer markanten Präsenz in der Baubranche eine fundamentale Bedeutung zu. Es ist empfehlenswert, dass Bauunternehmer und Architekten an einschlägigen Branchenveranstaltungen teilnehmen – nicht nur, um die Sichtbarkeit der eigenen Firma zu steigern, sondern auch, um wertvolle Kontakte zu Schlüsselpersonen zu knüpfen und potenzielle Bewerber direkt anzusprechen.

Eine präzise Formulierung der Stellenanforderungen erleichtert zudem den Auswahlprozess, fördert die Transparenz und minimiert das Risiko von Missverständnissen.

Darüber hinaus ist das Angebot von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ein wirkungsvolles Instrument zur Mitarbeiterbindung: Es vermittelt das Signal, dass das Unternehmen bereit ist, in die berufliche und persönliche Entwicklung der Belegschaft zu investieren.

Einen zusätzlichen Stellenwert hat ein wohlüberlegtes Onboarding-Programm: Es erleichtert neuen Mitarbeitern die schnelle Integration und fördert somit die Produktivität. Um junge Talente zu gewinnen, sollten Bauunternehmen und Architekturbüros zudem diverse Angebote wie Mentoring-Programme, Praktika und Trainee-Programme in Erwägung ziehen. Auf diese Weise können auch motivierte Nachwuchskräfte frühzeitig in anspruchsvolle Projekte einbezogen werden.

Angesichts einer sich stetig wandelnden Arbeitslandschaft ist es außerdem ratsam, interne Abläufe und Prozesse kontinuierlich zu überprüfen und ggf. anzupassen. Dies könnte eine Aktualisierung der IT-Infrastruktur, die Implementierung flexibler Arbeitsmodelle oder eine Verbesserung der zur Verfügung stehenden Kommunikationstools umfassen. Nur durch derartige Anpassungen ist es möglich, den veränderten Erwartungen und Bedürfnissen der Belegschaft gerecht zu werden.

 

Tipp 3: Vergütungsmodelle entwickeln, die branchenspezifischen Anforderungen gerecht werden

Die Implementierung individuell zugeschnittener Vergütungsstrukturen stellt ebenfalls eine wesentliche Maßnahme dar, um Führungspersonal in der Baubranche zur termingerechten Erfüllung ihrer Aufgaben zu motivieren.

Projektbezogene Bonuszahlungen haben sich hier als besonders effektiv erwiesen: Sie fördern nicht nur eine effiziente Projektabwicklung, sondern stellen gleichzeitig sicher, dass die hohen Qualitätsstandards eingehalten werden.

Zusätzlich bietet es sich für Bauunternehmen und Architekturbüros an, spezielle Vergütungsmodelle für das Management zu entwickeln, die auf die erfolgreiche Implementierung von Risikomanagementstrategien abzielen. Dies hebt die fundamentale Bedeutung einer umfassenden Risikominimierung in Bauvorhaben hervor und trägt dazu bei, einen störungsfreien Projektablauf zu gewährleisten. In einer von starkem Wettbewerb geprägten Branche wie dem Bausektor ist diese Herangehensweise schließlich nicht nur wünschenswert, sondern oftmals unverzichtbar, um sich einen wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen.

 

Tipp 4: Weiterbildung von Führungskräften fördern

In der sich stetig wandelnden Baubranche, die sowohl von veränderten Bauvorschriften als auch von der Einführung innovativer Technologien beeinflusst wird, kommt der kontinuierlichen Weiterbildung von Führungskräften eine Schlüsselrolle zu. Hierbei bieten Schulungen in spezialisierten Softwarelösungen wie CAD und BIM eine effektive Methode, um das Unternehmen technologisch auf dem aktuellsten Stand zu halten. Dies hebt nicht nur das Engagement der eigenen Firma für die berufliche und persönliche Weiterbildung seiner Belegschaft hervor, sondern stellt auch sicher, dass die Führungsebene die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt, um in ihren jeweiligen Rollen effektiv zu agieren.

Neben technologischen Schulungen ist es ebenso bedeutsam, dass Bauunternehmen und Architekturbüros gut durchdachte Karrierepfade entwickeln. Dies bietet den Mitarbeitern klare Perspektiven für ihre berufliche Weiterentwicklung und hilft ihnen dabei, ihre Karriereziele anhand eines klaren Plans zu verfolgen.

Eine Schlüsselkomponente in diesem Prozess bilden regelmäßig stattfindende Feedbackgespräche, auf deren Basis die individuelle Entwicklung der Mitarbeiter gezielt gefördert wird. Durch die Verbindung von technologischer Fortbildung und persönlicher Entwicklungskompetenz können Unternehmen in einem volatilen Marktumfeld ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken.

 

Tipp 5: Arbeitsmodelle möglichst flexibel gestalten

Die Notwendigkeit für Flexibilität in der Baubranche nimmt stetig zu – das betrifft insbesondere die Führungskräfte. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, haben Bauunternehmen und Architekturbüros die Möglichkeit, diverse digitale Instrumente sowie spezialisierte Online-Plattformen zu implementieren. Diese erlauben eine produktive und reibungslose Fernarbeit, wodurch Führungskräfte die Flexibilität erhalten, von unterschiedlichen Orten aus tätig zu werden, ohne den Kontakt zu ihren Teams oder den Überblick über laufende Projekte zu verlieren.

Zusätzlich zur Fernarbeit könnte die Gelegenheit, an einer Vielzahl von Projekten an diversen Standorten teilzunehmen, als attraktive Variante dienen, um den Arbeitsalltag der Führungskräfte zu bereichern. Diese Vorgehensweise bietet nicht nur den Vorteil, dass eine breite Palette an Erfahrungen gesammelt werden kann, sondern fördert auch die Erweiterung des beruflichen Netzwerks innerhalb der Baubranche. Durch solche Maßnahmen wird also einerseits die persönliche und berufliche Entwicklung der Führungskräfte begünstigt, während andererseits auch ihre Bindung an das Unternehmen nachhaltig gestärkt wird.

 

Tipp 6: Einsatz neuartiger Technologien

Die Baubranche ist charakterisiert durch ihren Innovationsdrang und unterliegt einer konstanten Dynamik. Dabei rücken vor allem innovative Technologien sowie fortschrittliche Bauprozesse immer mehr in den Fokus. Bauunternehmen und Architekturbüros tun deshalb gut daran, ihre Anpassungsfähigkeit an derartige Veränderungen explizit hervorzuheben. Dies kann beispielsweise durch die Darstellung der eigenen Bemühungen in den Bereichen technologischer Fortschritt und nachhaltiges Bauen geschehen.

Die Ausstattung der Führungskräfte mit aktueller Technologie dient nicht nur als Indikator für die technische Expertise des Unternehmens, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf die Effizienz und Präzision. Dieses Vorgehen kann wesentlich dazu beitragen, Projekte im vorgegebenen Zeit[1]rahmen zu vollenden und somit die Kundenzufriedenheit merklich zu steigern. Durch den Einsatz moderner Werkzeuge – darunter mobile Anwendungen und handliche Tablets – ist es Führungskräften möglich, ihre Arbeitsprozesse direkt am Projektstandort zu optimieren und gleichzeitig den Informationsfluss im Team effizient zu gestalten.

 

Tipp 7: Auf die Expertise von erfahrenen Personalberatungsexperten zurückgreifen

Die Kooperation mit spezialisierten Personalberatern, die Expertise in der Baubranche vorweisen können, stellt einen Vorteil im Rekrutierungsverfahren dar. Diese Fachleute besitzen grundsätzlich ein tiefgreifendes Verständnis für die einzigartigen Herausforderungen und Anforderungen, welche die Branche charakterisieren. Ihre Rolle bei der Identifikation und Akquise passender Fach- und Führungskräfte ist daher nicht zu unterschätzen. Zudem können sie den Rekrutierungsprozess durch Maßnahmen wie die Vorabauswahl von Bewerbern oder die Koordination von Vorstellungsgesprächen erheblich beschleunigen.

Im Kontext des Onboarding-Prozesses gewinnt die Einbeziehung spezialisierter Personalberater ebenfalls an Bedeutung: Sie haben die Kapazität, die Einarbeitungsphase neuer Führungskräfte zu optimieren, indem sie beispielsweise bei der nahtlosen Integration der neuen Mitarbeiter in die Unternehmensstruktur assistieren. Insofern stellt die Partnerschaft mit Personalberatern eine strategische Investition dar, die es Bauunternehmen und Architekturbüros ermöglicht, das Rekrutieren und Integrieren von Führungskräften deutlich effizienter zu gestalten.

 

Fazit

Die Gewinnung qualifizierter Führungskräfte in der Baubranche ist ohne Frage eine komplexe und herausfordernde Unternehmung, der Bauunternehmen und Architekturbüros große Aufmerksamkeit schenken sollten. Aufgrund der speziellen Anforderungen, die Arbeitnehmer in dieser Branche an ihre künftigen Arbeitgeber stellen, ist es von zentraler Bedeutung, sich auf erprobte Methoden der Personalakquise zu stützen. So ist es möglich, Führungspersonen von höchster Qualität für sich zu gewinnen und auf diese Weise eine nachhaltige Basis für Erfolg in der sich ständig wandelnden Baubranche zu schaffen.

Indem Bauunternehmen und Architekturbüros einen konzentrierten Schwerpunkt auf diese spezifischen Aspekte legen, können sie nicht nur dem derzeitigen Mangel an Fachkräften effektiv entgegenwirken, sondern sich zugleich als begehrenswerte Arbeitgebermarke etablieren. In einem Sektor, der von konstanten Veränderungen und Neuerungen geprägt ist, gewinnt diese strategische Ausrichtung an entscheidender Bedeutung, um die eigene Wettbewerbsposition nachhaltig zu stärken.

Die Autorin

Kaita Ronn ist Personalberatungsexpertin für die Baubranche und unterstützt mit der TOPEOPLE GROUP Bauunternehmen bei der Suche nach qualifizierten Fach- und Führungskräften. wwww.topeople.de

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